Das MoMA an der Spree
Über 200 Meisterwerke aus dem New Yorker Museum of Modern Art fanden 2004 in der Berliner Neuen Nationalgalerie für sieben Monate eine neue Heimat. In der Zeit vom 20. Februar bis zum 19. September waren die Arbeiten erstmals außerhalb Nordamerikas zu sehen. Damit hatte sich das Hauptstadtmuseum gegen Mitbewerber aus Paris, London und Frankfurt durchsetzen können.
Mit 1,2 Mio Kunstinteressierten wurde die zuvor veranschlagte Anzahl von 700.000 um eine halbe Millionen Besucher übertroffen.
Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, seine Kostbarkeiten außer Haus zu schaffen, wenn er Besuch von Handwerkern bekommt. Anstelle des umständlichen Hantierens mit Schutzfolien und Abdeckungen, den ganzen Krempel auslagern und sauber und unversehrt in die renovierte Wohnung zurück bringen. Ähnliches mussten sich wohl die Verantwortlichen des New Yorker Museum of Modern Art gedacht haben, als ihr Entschluss fiel, einen Teil ihrer Sammlung während einer siebenmonatigen Umbauphase ihres Museumsgebäudes nach Europa auf die Reise zu schicken.
Edward Hopper
Das Haus am Bahndamm, 1925
Öl auf Leinwand, 61 x 73,7 cm
Vincent van Gogh
Sternennacht, 1889
Öl auf Leinwand, 73,7 x 92,1 cm
Diesem Umstand verdankte die Berliner Neue Nationalgalerie die Leihgabe der 200 bedeutensten Arbeiten aus der Sammlung des Museum of Modern Art. Die Ausstellung spannte einen Bogen von den späten Impressionisten über die klassische Moderne bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Entlang der Kunstgeschichte wurden Werke von Cézanne, van Gogh und Chagall sowie Arbeiten von Picasso, Miró oder Malewitsch präsentiert. Einen wichtigen Teil der Ausstellung bildeten die Exponate von amerikanischen Künstlern wie Jackson Pollock, Roy Lichtenstein und Andy Warhol.
Roy Lichtenstein
Ertrinkendes Mädchen, 1963
Öl und Kunstharz auf Leinwand, 171,6 x 169,5 cm
Salvador Dalí
Die Beständigkeit der Erinnerung, 1931
Öl auf Leinwand, 24,1 x 33 cm
René Magritte
Der falsche Spiegel, 1928
Öl auf Leinwand, 54 x 80,9 cm
 
Das Museum of Modern Art – oder kurz MoMA – wurde 1929 auf Betreiben dreier rühriger und recht betuchter Damen der New Yorker Society gegründet. Auf Initiative von Lillie P. Bliss, Mary Quinn und Abby Aldrich Rockefeller wurde der erste Museumsvorstand eingesetzt. Gründungsdirektor wurde Alfred H. Barr Jr., auf den das „multi-departmental-Konzept“ des Museums zurückgeht. Neben den traditionellen Abteilungen für Malerei, Skulptur und Grafik widmet sich das MoMA auch den Bereichen Design, Architektur, Fotografie und Film. Heute umfasst allein die Abteilung für Malerei und Skulptur über 3200 Werke und stellt so die weltweit größte zusammenhängende Sammlung Moderner Kunst dar.
Marcel Duchamp
Fahrrad-Rad, 1951 - dritte Replik nach dem 1913 verlorenen Original
Assemblage, 128,3 x 63,8 x 42 cm
Barnett Newman
Gebrochener Obelisk, 1963-69
Cor-Ten Stahl, 2-teilig, 749,9 x 318,8 x 318,8 cm
Neben langjährigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Museen gab wohl letztendlich der 1965-68 entstandene Museumsbau der Neuen Nationalgalerie den Ausschlag für den Ausstellungsort Berlin. Das Bauwerk des Architekten und letzten Direktors des Bauhauses, Mies van der Rohe, ist ein architektonisches Meisterwerk aus Stahl und Glas und war zum Zeitpunkt seiner Entstehung die größte freitragende Stahlkonstruktion in Europa. Innerhalb nur eines Tages wurden 1200 Tonnen Stahl angehoben und zum charakteristischen Tragwerk des Gebäudes zusammengesetzt. In diese Konstruktion setzte man dann großflächige Glaselemente als Außenwände. Die Neue Nationalgalerie ist Ludwig Mies van der Rohes einziger Museumsbau.
Alfred H. Barr Jr., Gründungsdirektor des MoMA, war begeistert vom Bauhaus und dessen Forderung nach einem Zusammenwirken aller Künste. Für den Bau des Museum of Modern Art wünschte sich Barr ursprünglich Mies van der Rohe als Architekten.
Paul Cézanne
Der Badende, um 1885
Öl auf Leinwand, 127 x 96,8 cm
Henri Matisse
Der Tanz (I), 1909
Öl auf Leinwand, 259,7 x 390,1 cm
Neben den großen amerikanischen Künstlern lag ein Schwerpunkt der Ausstellung auf einer Gegenüberstellung der Arbeiten von Pablo Picasso und Henri Matisse, die in zwei „Mini-Retrospektiven“ zu sehen waren.
Mit Werken von Giacomo Balla, Carlo Carrà und Umberto Boccioni widmete sich die Schau zudem den italienischen Futuristen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Zerstörung traditioneller Werte aufriefen und die Verherrlichung der modernen Industrie in der Kunst verlangten. Zentrale Themen ihrer Arbeiten waren die Kraft der Maschinen und die Schönheit der Geschwindigkeit.
Edward Hopper
Benzin, 1940
Öl auf Leinwand, 66,7 x 102,2 cm
Pablo Picasso
Drei Musikanten, 1921
Öl auf Leinwand, 200,7 x 222,9 cm